„Die Wahrheit über Abercrombie & Fitch”
Zu Beginn der Woche und passend zum meiner montäglichen Muffel-Mentalität, möchte ich über einen Trend schreiben, der mir bereits vor geraumer Zeit aufgefallen ist, welchen ich jedoch nie vollends verstanden habe. Es geht um das Phänomen Abercrombie & Fitch.
Das US-Modeunternehmen, wozu auch das Trendlabel Hollister gehört, besteht bereits seit mehr als 100 Jahren. Abercrombie war ursprünglich ein gehobenes Geschäft für Sportbekleidung. Später wurde Abercrombie & Fitch ein auf Jagdbekleidung spezialisiertes Versandgeschäft. Nachdem das Geschäft 1988 verkauft wurde, kamen vor allem Jugendliche als neue Zielgruppe hinzu.
Doch was ist nun so besonders an den Shirts, Hosen und Hemden mit dem kleinen Elch als Markensymbol? Schließlich kommen die tausenden von Filialen, die beinahe auf der ganzen Welt verteilt sind, ja nicht von ungefähr. Grund für den Hype um die Marke ist vor allem Abercrombies Werbeimage. Große Plakate mit makellosen Models und Anzeigen in Hochglanzmagazinen vermitteln ein junges Lebensgefühl, Coolness und ein gehobenen Standard. Die Preise sind dementsprechend hoch.
Trotz der hohen Preise und ihres edlen Images, ist Abercrombie & Fitch nur eine von vielen Handelsketten, die ihre Kleidung zu Spottpreisen in Entwicklungsländern herstellen lassen. Bekanntermaßen befinden sich die Textilfabriken in Bangladesch und Co. in absolut unzumutbaren Zuständen. Arbeiter müssen Kleidung im Akkord herstellen und mit lächerlichen Löhnen nach Hause gehen, trotz des „Code of Conducts“ wohlbemerkt.
Dazu kommt, dass vor allem in Färbereien mit z.T. ätzenden, giftigen und sogar krebserregenden Chemikalien, wie z.B. Benzidin, gearbeitet wird – ohne Handschuhe und Schutzkleidung versteht sich. Bei Umweltkontrollen sind die A&F Färbereien deswegen sogar durchgefallen. Zudem verseuchen die Chemikalien aus der Textilindustrie das Grundwasser und umgebende Trinkwasserflüsse.
Nicht nur in den Produktionsländern findet man zahlreiche Kritikpunkte. So wurde das Unternehmen beispielsweise im Jahr 2003 wegen Rassismus verklagt, da farbige Personen bei der Bewerbung benachteiligt wurden. Abercrombie & Fitch wurde außerdem kritisiert, weil fehlerhafte Kleidungsstücke verbrannt statt gespendet werden. Das Unternehmen will damit „den Eindruck vermeiden, dass sich auch arme Leute diese Kleidungsstücke leisten können.“ – geht´s vielleicht noch etwas oberflächlicher!?
Letztendlich ist Abercrombie & Fitch ein blutsaugendes Textilunternehmen, wie viele andere auch. Ziel ist es, Sachen so günstig wie möglich zu produzieren, um sie dann so teuer wie möglich an naive Jugendliche zu verkaufen, die ihre Klamottensucht entweder von Mami und Papi finanziert bekommen oder ihr mühsam erspartes Taschengeld des letzten Jahres für ein 08/15-Basictop ausgeben, nur weil sich auf dem Label der lächerliche A&F Elch befindet. Abercrombie & Fitch ist meiner Meinung nach ein Modeunternehmen, welches die Oberflächligkeit und Ausbeutung auf die Spitze treibt. Leute, die angesichts dieser Tatsachen, noch immer regelmäßig ihr Geld für mittelmäßige aussehende und billig gefertigte Klamotten ausgeben, um sich dann besser zu fühlen und damit unwichtige Leute zu beeindrucken, tun mir einfach nur Leid.
Dieses wunderbare Zitat aus Fight Club bringt es auf den Punkt:
„We buy things we don’t need, with money we don’t have, to impress people we don’t like.”
Mehr zu dem Thema erfahrt ihr im Politikmagazin „kontrovers“, das vor gut einem Jahr im BR ausgestrahlt wurde, doch leider nicht mehr online verfügbar ist.